Herausforderungen in der beruflichen Vorsorge: Umfassender Vorsorgedienstleister mit industrieller Geschichte

Die Avadis Vorsorge AG ist spezialisiert auf berufliche Vorsorge und bietet umfassende Dienstleistungen, darunter die Verwaltung von Pensionskassen und Sammelstiftungen. Im Interview spricht CEO Benno Halter über aktuelle Herausforderungen und Risiken der Branche.

Herr Halter, Sie haben eine nicht alltägliche Karriere gemacht. Was hat Sie als ehemaliger Linienpilot in die Finanzund Vorsorgebranche geführt?

In beiden Berufsfeldern sind eine frühzeitige Planung und die laufende Prüfung des Fortschritts der Schlüssel zum Erfolg. An der zweiten und dritten Säule unseres Vorsorgesystems faszinieren mich das Zusammenspiel von sozialen Aufgaben, politischer Einflussnahme, individueller Handlungsfreiheit und finanztechnischen Fragestellungen. Gerade die berufliche Vorsorge ist auch für junge Menschen ein vielseitiges, spannendes Betätigungsfeld. 

Benno Halter, CEO von Avadis

Benno Halter ist seit Anfang 2023 CEO der Avadis Vorsorge AG. Zuvor verantwortete er bei verschiedenen Dienstleistern den Bereich Pensionskassenverwaltung. Zudem betreute er Vorsorgeeinrichtungen bei einem grossen internationalen Finanzinstitut sowie bei einem Investment Consultant. Der ausgebildete Betriebswirtschafter und ehemalige Linienpilot ist eidgenössisch diplomierter Pensionskassenleiter sowie Certified International Investment Analyst (CIIA). 

Avadis Vorsorge AG

Die Avadis Vorsorge AG bietet umfassende Dienstleistungen im Bereich der beruflichen Vorsorge an, einschliesslich der Verwaltung von Pensionskassen und Sammelstiftungen. Institutionellen Kunden ermöglicht das Unternehmen Investitionen in eine breite Palette an traditionellen und alternativen Anlagemöglichkeiten, einschliesslich Private Equity und Immobilienanlagen. Private Anlegerinnen und Anleger finden bei Avadis flexible und kostengünstige Anlagefonds. 

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Avadis hat als Dienstleisterin im Vorsorgebereich ursprünglich einen industriellen Hintergrund. Wie kommt das?

Die Avadis Vorsorge AG ist 1999 als Spinoff aus der Verwaltung der ABB Vorsorgeeinrichtungen entstanden, damals noch unter dem Namen ABB Vorsorge AG. Sie hat sich also dem Markt geöffnet und konnte in der Folge die Verwaltung von weiteren Pensionskassen übernehmen. Zudem hat sie sich als Managerin bedeutender Anlagestiftungen einen Namen gemacht. Wir sind stolz darauf, dass wir bis heute diverse Pensionskassen aus dem industriellen Umfeld zu unseren langjährigen Kunden zählen dürfen. 

Die Erfahrungen im Jahr 2024 zeigen, dass sich die berufliche Vorsorge auf politischer Ebene schlecht reformieren lässt. Was raten Sie Unternehmen, auf freiwilliger Basis in ihren Vorsorgewerken umzusetzen?

Die berufliche Vorsorge bietet Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, ihre Mitarbeitenden freiwillig besser zu versichern, als es das gesetzliche Minimum vorschreibt. Sie können beispielsweise höhere Arbeitgeberbeiträge zahlen als die vorgeschriebenen 50%. Oder sie können den Koordinationsabzug reduzieren, um Teilzeitarbeitende besser zu versichern. Eine weitere Möglichkeit sind Wahlpläne, die es den Versicherten ermöglichen, freiwillig höhere oder weniger hohe Beiträge in die Pensionskasse einzuzahlen. Schliesslich hilft es, wenn die eigene Vorsorgelösung auch in der Unternehmenskommunikation regelmässig beleuchtet wird. All dies trägt zur Loyalität der Belegschaft bei und erhöht die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Mitarbeitende. 

Trotz grossen Leistungs- und Kostenunterschieden ist die Wechselbereitschaft von Unternehmen im Bereich der Vorsorgelösung relativ gering. Woran liegt das aufgrund Ihrer Erfahrungen?

Einerseits deutet dies darauf hin, dass viele Unternehmen mit ihrer aktuellen Vorsorgelösung zufrieden sind und sich gut betreut fühlen. Andererseits ist die berufliche Vorsorge komplex und steht meist nicht im Fokus der alltäglichen Aufgaben der Entscheidungsträger. Mit einem Wechsel ist ein gewisser Aufwand verbunden und es können Anpassungen von gut eingespielten operativen Prozessen erforderlich sein. Immer mehr Unternehmen und Mitarbeitende realisieren jedoch, dass es bedeutende Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern und Modellen gibt. Auch wenn bei der Evaluation der Vorsorgelösung die Dienstleistungen eines spezialisierten Beratungsunternehmens in Anspruch genommen werden, sind Grundkenntnisse unseres Vorsorgesystems wertvoll, um die optimale Vorsorgelösung zu finden.
 

Pensionskassen konnten im Anlagejahr 2024 durchschnittlich sehr gute Renditen erwirtschaften. Welche drei Entscheidungskriterien sind bei der Wahl einer Vorsorgeeinrichtung zudem zu beachten?

Ein zentrales Kriterium ist die Risikobereitschaft. Von ihr leitet sich die Wahl des Stiftungsmodells ab. Die Vollversicherung hat die geringsten Risiken, verzinst aber meist auch die Sparkapitalien der Versicherten am tiefsten. Dann gibt es die Gemeinschaftsstiftung, bei der alle angeschlossenen Unternehmen die Anlagerisiken gemeinsam tragen und die Sammelstiftung mit individueller Vermögensanlage, wo die angeschlossenen Unternehmen die Anlagestrategie selbst wählen und das Anlagerisiko selbst tragen. Schliesslich führen grössere Unternehmen oft eine eigene, rechtlich unabhängige Pensionskasse.

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Sandro Spartano

Mandatsleiter

Ein weiteres Kriterium ist der kulturelle Fit. So gibt es beispielsweise Vorsorgeeinrichtungen, die sich durch branchenspezifische Lösungen auszeichnen. Andere wiederum legen ein grosses Gewicht auf eine nachhaltige Vermögensanlage oder die betont soziale Ausgestaltung des Reglements. Ein drittes wichtiges Kriterium ist die finanzielle Gesundheit der Vorsorgeeinrichtung. Speziell bei den weit verbreiteten Gemeinschaftseinrichtungen ist sie entscheidend, denn sie bestimmt den Handlungsspielraum für die Anlagetätigkeit und damit die Höhe der künftigen Renditen und Verzinsungen. 

Der jährlich erscheinende Funk Global Risk Consensus hat im Jahre 2024 die Risiken Cyber, Inflation und Extremwetter als grösste Unternehmensrisiken errechnet. Welches sind die relevanten Risiken für Pensionskassen?

Ein bedeutendes Risiko für eine Pensionskasse ist es, in eine Unterdeckung zu geraten, also ein zu geringes Vermögen im Vergleich zu den Verpflichtungen zu haben. Dies kann beispielsweise aufgrund mangelnder Anlageerträge oder infolge zu hoher, nicht finanzierter Altersrenten geschehen. Ein weiteres Risiko kann sich aus einer ungünstigen Versichertenstruktur mit übermässig vielen Rentnern und wenigen aktiven Versicherten ergeben. Einmal in Schieflage, kann eine derartige Kasse ihre finanzielle Lage meist kaum mehr verbessern und dadurch langfristig instabil werden. Schliesslich gewinnen auch Cyberrisiken an Bedeutung, weshalb Pensionskassen verstärkt in den Schutz von Daten und Systemen investieren. 

Das Resultat der US-Präsidentschaftswahlen schafft auch Unsicherheiten im Anlagebereich. Wie geht eine professionelle Kasse damit um?

Eine Pensionskasse legt das Sparkapital der Versicherten über Jahrzehnte an. Die Anlagestrategie einer Pensionskasse ist demnach sehr langfristig und auf Stabilität ausgelegt. Sie ist abgestimmt auf die Versichertenstruktur der jeweiligen Kasse und soll auch Wertschwankungen – wie sie an den Finanzmärkten immer wieder auftreten – absorbieren können. 

Funk durfte Avadis in einem spannenden Projekt im Bereich der Personenversicherung begleiten. Welche konkreten Mehrwerte wurden dadurch erreicht?

Wir hatten Funk mit einer grundlegenden Analyse der Personenversicherungen beauftragt. Unser Ziel war es, für die Mitarbeitenden und die Firma bessere Lösungen zu erhalten. Als Folge davon haben wir die Krankentaggeldversicherung und die Unfallversicherung neu ausgeschrieben. Heute haben wir eine auf uns zugeschnittene Lösung, die nicht nur finanziell Vorteile brachte, sondern dank eines Case Managements auch den Umgang mit Krankheit und Unfall optimierte. Ein positiver Nebeneffekt war zudem, dass im Management und bei den Mitarbeitenden das Bewusstsein für die Themen Krankheit und Unfall gestiegen ist.