Ganzheitliches Risikomanagement für stationäre Pflegeeinrichtungen

Forschungsprojekt der OST – Ostschweizer Fachhochschule und der Hochschule Ravensburg-Weingarten, gefördert durch die Funk-Stiftung

Ein bekannter Megatrend ist die demografische Entwicklung in der Gesellschaft. Studien besagen, dass die Lebenserwartung von Männern von 78 auf 85 Jahre sowie die von Frauen von 83 auf 89 Jahre bis zum Jahr 2060 steigen wird. Damit einher gehen wird allerdings auch eine steigende Nachfrage nach Unterstützung im Alter. Dies bedeutet für Pflegeeinrichtungen, dass sie einerseits an Relevanz gewinnen werden. Auf der anderen Seite heisst das aber auch, dass die wirtschaftlichen wie auch medizinisch-pflegerischen Anforderungen steigen werden. Neben steigenden Ansprüchen an Qualität und Dienstleistungen seitens der Bewohner/innen, nehmen auch die Sicherheitsanforderungen und die Relevanz präventiver Massnahmen zu. Beispielsweise gewann die Infektionsprävention im Rahmen der COVID-Pandemie eine ganz neue Brisanz. Aber auch klassische Massnahmen, wie die Sturzprophylaxe, stellen die Pflegeeinrichtungen im Zuge der Risikoermittlung immer wieder vor Herausforderungen. Der Fachkräftemangel in Pflegeberufen erhöht den Druck auf die Pflegeeinrichtungen zusätzlich.

In diesem schwierigen Umfeld müssen sich Pflegeeinrichtungen erfolgreich positionieren und behaupten. Dazu ist betriebswirtschaftliches und medizinisch-pflegerisches Wissen sowie eine klare strategische Positionierung erforderlich. Ein ganzheitliches Risikomanagement-System unterstützt diese Entwicklung und zeigt Chancen sowie Risiken auf. Mit diesem Hilfsmittel sind die Pflegeeinrichtungen proaktiv auf die Herausforderungen eingestellt und können die richtigen Vorbereitungen treffen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass der Professionalisierungsgrad von Risikomanagement-Systemen noch nicht ausgereift ist. Zudem gibt es keine allgemeingültigen Standards beziehungsweise Best Practices dazu. Regionale und nationale Unterschiede bei den Finanzierungsstrukturen erschweren solche Standards zusätzlich.

Im Forschungsprojekt «Ganzheitliches Risikomanagement für stationäre Pflegeinrichtungen» erarbeiten die OST – Ostschweizer Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der Hochschule Ravensburg-Weingarten ein praxisnahes Kompendium zum ganzheitlichen Risikomanagement in Pflegeeinrichtungen. Das Forschungsprojekt wird durch die Funk Stiftung finanziert und gefördert.

In einem ersten Schritt wird in einem mehrstufigen Verfahren eine Auslegeordnung vorgenommen, wie sich die aktuelle Situation hinsichtlich Risikomanagement in stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz darstellt. Auf dieser Basis wird ein konzeptionelles Rahmengerüst für die Einführung und Umsetzung eines ganzheitlichen Risikomanagement-Systems entwickelt. Der Fokus liegt insbesondere auch in der Praxistauglichkeit dieses Rahmengerüsts. Die zentralen Inhalte des Kompendiums sollen aus Checklisten, Risikokatalogen, generischen Massnahmen (Stellhebel) sowie Kompetenzentwicklung in den Institutionen bestehen. Basierend auf den konzeptionellen Erkenntnissen soll eine mobile Applikation Institutionsleitungs- und Pflegeleitungspersonal zusätzlich ermöglichen, die wesentlichen Aspekte des Risikomanagement-Systems zu überwachen.